Baugeschichte
Die Vision
war es, die bis 2012 bereits bestehenden Architektur- bzw. Kunstförderangebote für Kinder und Jugendliche der zwei Einrichtungen „Kunschtschule“ und „aut. architektur und tirol“ zusammenzulegen und zudem baulich zu verorten. Damit würde eine in Österreich und Europa einzigartige Einrichtung entstehen, die Raum zur Erforschung und Auseinandersetzung mit Malerei, Skulptur, Architektur, Design, Film und Neuen Medien für und durch Kinder und Jugendliche bietet.
Der Standort
der Wunsch, dieser Vision eine öffentlich wahrnehmbare Gestalt zu geben, wurde an die Stadt Innsbruck herangetragen, die durch die Bereitstellung eines temporär nutzbaren Bauplatzes im Rapoldipark in Innsbruck die Grundvoraussetzung dafür schuf, dass die Vision sukzessive in die Realität umgesetzt werden konnte.
Kollektiver Entwurfsprozess
Im Herbst 2013 wurde ein kollektiver und offener Entwurfsprozess gestartet, an dem mitzuwirken alle Mitglieder des aut eingeladen waren. Nach ersten „Vor Ort“-Begehungen und Vorbesprechungen wurden bei einem zweitägigen Workshop im Oktober gemeinsam erste Ideen formuliert, ein Raumprogramm konkretisiert und prinzipielle Überlegungen zum Bauplatz angestellt. Im Lauf zahlreicher Treffen und durchaus auch kontrovers geführter Diskussionen wurde der Standort mitten im Park in Frage gestellt und ein hinter dem Städtischen Hallenbad gelegener, aufgelassener Skaterplatz als optimale Alternative definiert – ein Vorschlag, der von der Stadt Innsbruck dankenswerterweise unterstützt wurde.
Namensfindung und Erscheinungsbild
Parallel zum Entwurfsprozess wurde der Verein neu gegründet, ein – ebenfalls auf freiwilliger Basis arbeitendes – Kollektiv aus GrafikerInnen und KünstlerInnen startete einen Namensfindungsprozess und tüpftelte am Erscheinungsbild – das „bilding“ war geboren. Patrick Bonato übernahm die Gestaltung von Logo und Drucksorten, florianmatthias realisierten die neue Web-Site. Weiter Mitglieder im Team waren: Monika Abendstein, Florian Gapp, Heidi Holleis, Ricarda Kössl, Christian Mariacher, Christine Mölk, Johanna Mölk, Daniel Pöhacker, Beatrix Rettenbacher, Arno Ritter, Heidi Sutterlüty, Matthias Triendl
Realisierung
Von Beginn an war klar, dass das temporäre Bauwerk größtenteils über private Mittel finanziert werden muss. Auf der Suche nach einer realisierbaren Lösung sollte zwischenzeitlich die Konstruktion eines aufgelassenen Glashauses den Bedürfnissen des bilding entsprechend in ein „Gewächshaus“ für die Kreativität von Kindern und Jugendlichen verwandelt werden.
Studierende junge Menschen bauen für junge Menschen
Im Sommer 2014 stellte sich die Glashausidee als nicht realisierbar heraus. In einem neuen Anlauf wurde die weitere Entwurfsarbeit basierend auf dem von ArchitektInnen, KünstlerInnen und GrafikerInnen entwickelten Konzept einem studentischen Kollektiv übertragen. 30 Studierende des Instituts für experimentelle Architektur ./studio3 (Leitung Volker Giencke) arbeiteten im Rahmen einer Bachelorarbeit unter der Betreuung von Walter Prenner, Verena Rauch und Wolfgang Pöschl ein Semester lang an Entwürfen. Eine wesentliche Vorgabe war, dass die Baumaterialien und Produkte jener Firmen zum Einsatz kommen, die parallel zum Entwurfsprozess als Founder, Patrons und Builder gefunden werden konnten. Im Dezember 2014 wählte eine Jury aus den 17 Vorschlägen das Projekt von Niklas Nalbach zur weiteren Bearbeitung aus. Dank der unentgeltlichen Leistung von Statikern, Architekten und Fachplanern wurde dieses Projekt im Kollektiv aller 27 Studierenden zur Baureife entwickelt.
Die Finanzierung
Dank Christoph Achammer (ATP) und Peter Gaugg (BTV), die über einen entsprechenden Kreditrahmen die notwendige Zwischenfinanzierung sicherten, konnte die Vision Schritt für Schritt in die Realität umgesetzt werden. Laufend wurden neue Unternehmen und Einzelpersonen gefunden, die mit Know-How, Material oder Arbeitskräften dazu beitrugen, dass es trotz äußerst knappem Budget möglich wurde, das bilding zu errichten. Unter der Schirmherrschaft von Barbara Achammer wurde außerdem eine Bausteinaktion ins Leben gerufen. Architektur- und kunstinteressierte BürgerInnen konnten und können über den Kauf eines Bausteins dazu beitragen, den nach wie vor fehlenden Teil der Gesamtkosten aufzubringen.
we are building bilding
Mitte April war es so weit – die ersten Fundamente wurden versetzt, Leitungen gelegt und die Arbeit am Holzrohbau begonnen. Die 27 StudentInnen, Verena Rauch und Walter Prenner stellten in unzähligen schweisstreibenden Stunden mit fachlicher Unterstützung der Bauarbeiter ein Element nach dem anderen auf, brachten es in die richtig windschiefe Lage und fixierten Teil um Teil. Dank des großen Engagements der StudentInnen sowie der beteiligten Firmen konnte der Rohbau bereits gut einen Monat später fertig gestellt werden.
Im Juni begann der Innenausbau: Kästen, Regale und Sitzmöbel wurden gezimmert und eingepasst, die Haustechnik installiert und die großen Holzterrassen aufgebaut. Nachdem der Holzbau seinen Folienmantel erhalten hatte und die Glaselemente eingesetzt waren, konnte das bilding pünktlich zum Start der Sommerakademie von den NutzerInnen für einen Probebetrieb in Besitz genommen werden.
bilding. Das Gebäude
Ausgehend von den unterschiedlichen Raumanforderungen entwickelten die StudentInnen ein Kontinuum aus hellen, offenen, niederen und erhöhten Bereichen:
eine Materialwerkstatt und eine Medienwerkstatt, ein Malatelier und ein alle Bereiche vernetzender Kommunikationsraum zum Arbeiten und Chillen, außerdem ein Büro mit Teeküche und zwei Nasszellen. Vorgelagerte Terrassen und raumhohe Glasfronten verbinden den geschwungenen Baukörper mit der Umgebung, im Inneren bilden schräge Böden und Wände einen fließenden Übergang zwischen den einzelnen Bereichen mit ihren unterschiedlichen Atmosphären und Arbeitsmöglichkeiten.
Nicht nur das Werkstattgebäude selbst und die ca. 200 m2 Terrassenfläche, sondern auch die gesamte Inneneinrichtung wurde von den Studierenden geplant und umgesetzt.
(Textauszüge aus aut: info 3/2015, erschienen im Oktober 2015)